Unwetter sorgen 2020 für steigende Einsatzzahlen der Leutkircher Feuerwehr
15.02.2021
Als einen Grund dafür nennt Kommandant Michael Klotz, dass es immer häufiger zu Einsätzen infolge von Unwettern komme. Außerdem erklärt er beim Rückblick auf das vergangene Jahr, wie die Feuerwehrleute damit umgehen, wenn sie bei Einsätzen, etwa bei Türöffnungen, mit Todesfällen konfrontiert werden.
263 Einsätze
263 mal ist die Feuerwehr Leutkirch im vergangenen Jahr zu Einsätzen ausgerückt. Davon betrafen 187 Einsätze die Kernstadt, erklärt Klotz. Insgesamt sei das eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Ein Grund dafür sieht der Leutkircher Kommandant in der Zunahme von Unwettern. Hochwasser, Schneebruch, durch Wind umgestürzte Bäume und heruntergefallen Dachziegel sorgen immer wieder für Einsätze.
Die vier Großbrände, die die Feuerwehrstatistik für 2020 aufführt, waren laut Klotz alles Einsätze außerhalb der Leutkircher Gemarkung. Darunter beispielsweise der Brand eines Holzbaubetriebs in Achberg Anfang April, bei dem bis zu 100 Leute der Feuerwehren aus Achberg, Wangen, Leutkirch und Lindau im Einsatz waren. Ein Brand falle dann in die Kategorie Großband, wenn mindestens drei Wasserspritzen im Einsatz sind.
32 gerettete Menschen
Gerettet bei Einsätzen der Leutkircher Feuerwehr wurden laut Statistik im vergangenen Jahr drei Menschen bei Bränden und 29 bei technischen Hilfen. Dazu gehört es etwa, wenn nach einem Verkehrsunfall jemand aus dem Auto befreit werden muss, erklärt Klotz. Oder auch Türöffnungen.
Bei solchen Türöffnungen verzeichnet die Statistik für 2020 vier Todesfälle. Dabei könne es sich beispielsweise um ältere Menschen handeln, die in ihrer Wohnung gestorben sind, aber auch um Suizide, so der Kommandant. Bei Türöffnungen werde die Feuerwehr normalerweise von der Polizei und dem Rettungsdienst begleitet, die dann auch übernehmen, nachdem die Tür offen ist. Aber auch wenn die Feuerwehr nach der Öffnung nicht mehr so stark involviert ist, kann es natürlich sehr belastend sein, wenn hinter einer geschlossenen Tür eine Leiche gefunden wird, sagt der Kommandant.
Seelsorger helfen bei belastenden Einsätzen
Für solche Fälle gebe es im Landkreis mehrere Seelsorgestellen, an die sich die Feuerwehrleute bei Bedarf nach einem solchen Einsatz wenden können. Eine wichtige Rolle im Nachgang solcher belastender Einsätze kommt dabei auch dem Kommandanten, beziehungsweise vor Ort dem Einsatzleiter, zu, erklärt Klotz. Er wisse schließlich, wenn man zu solchen Einsätzen geschickt hat und behält die Person danach gut im Auge. Um zu schauen,wie sie es verkraften.
Gerade bei jüngeren Feuerwehrleuten sei es wichtig, danach auf sie zuzugehen und einfach mal zu fragen, wie es ihnen geht. Während man bei diesem Thema inzwischen relativ sensibel sei, sei vor rund 30 Jahren in einem solchen Fall dann auch schon mal der Spruch gekommen „Stell dich nicht so an“, erklärt Klotz.
Feuerwehrleute nehmen Angebot an
Grundsätzlich werde das Angebot der Seelsorge dann auch durchaus immer wieder von Feuerwehrleute angenommen. Beispielsweise im Zusammenhang mit dem Unglück vor mehreren Jahren in Urlau, als ein Feuerwehrmann beim Abbau des Maibaums tödlich verunglückt ist. Die Seelsorge sei definitiv eine „gute Sache“, die helfe und für die intern viel Werbung gemacht werde, betont Klotz.
Unter den 263 Einsätzen 2020 waren auch wieder zahlreiche Fehlalarmierungen (54). Darunter ein vorsätzlich ausgelöster Alarm in einer Leutkircher Schule.
Die Leutkircher Feuerwehr ist übrigens, auch durch ihre vielen Einsatzabteilungen in den Ortschaften, die zahlenmäßig größte Feuerwehr im Landkreis Ravensburg, so Klotz. Zwar habe man dadurch den Vorteil, dass man in den eigenen Reihen über viel wertvolle Ortskenntnis verfügt – andererseits koste die Infrastruktur für eine solche große Wehr mit vielen Abteilungen die Verwaltung natürlich auch viel Geld.
Leutkircher Feuerwehr war 2020 durchgehend einsatzbereit
Mit Blick auf das schwierige Jahr 2020 ist Klotz froh, dass alle seine Kameraden und Kameradinnen – zu den Leutkircher Feuerwehrleuten gehören auch elf Frauen – der Feuerwehr treu geblieben sind. Im vergangenen Jahr habe es keinen einzigen Austritt gegeben. Trotz gestiegener Einsatzzahlen hatte die Wehr auch deshalb nie ein Problem damit, genügend Leute für die Einsätze zu haben, sagt der Kommandant. Bitter sei es dagegen, dass wegen der Corona-Pandemie bereits seit März kein vernünftiger Übungs- und Ausbildungsbetrieb mehr möglich sei.