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Feuerwehrleute für kräftezehrenden Einsatz bei Center Parcs geehrt


Der stellvertretende Kommandant Martin Waizenegger blickte unter anderem auf den Chlorgasaustritt bei Center Parcs zurück, für dessen Bekämpfung mehrere Einsatzkräfte geehrt wurden. Darüber hinaus gab es weitere Ehrungen und Beförderungen. Leutkirchs Polizeichef Achim Staudenmaier nahm die Silvesterangriffe auf Rettungskräfte in den Blick.

Zu Beginn betonte Waizenegger, dass die Feuerwehren in den vergangenen Jahren durch die anhaltenden Krisen – Flüchtlingswellen, Corona, Naturkatastrophen, Auswirkungen des russischen Kriegs gegen die Ukraine – Aufgabenstellungen gegenüberstehen, die „weit über das gesetzliche festgelegte Aufgabenspektrum hinaus“ gehen. Zusätzliche Leistungen, die die Feuerwehren wie selbstverständlich neben ihrem eigentlichen Aufgabenspektrum der Menschenrettung, Brandbekämpfung und Technischen Hilfeleistung erbringen, so Waizenegger.

Dass auf die Feuerwehr trotzdem Verlass sei, liege daran, dass diese gut ausgestattet und ausgebildet sei, stabil hohe Mitgliederzahlen habe und die Menschen in den Feuerwehren engagiert und motiviert seien, um Krisen gut managen zu können. Waizenegger leitete die Versammlung, wie auch zuletzt die Feuerwehr insgesamt, da Kommandant Michael Klotz derzeit krankheitsbedingt nicht zur Verfügung steht. Für ihn gab es am Dienstagabend von allen Seiten Genesungswünsche.

Verpuffung bei Pfleiderer

Beim Blick auf die besonders kniffligen Einsätze im vergangenen Jahr nannte Waizenegger unter anderem den Einsatz Ende November bei der Firma Pfleiderer. Die dortige Werkfeuerwehr forderte nach einer Verpuffung Unterstützung an. Positiv hob er hervor, dass die Produktion in der Leutkircher Firma etwa eine Woche nach dem Brand wieder aufgenommen werden konnte.

Nicht ganz einfach war auch der Einsatz bei einem Chlorgasaustritt im großen Bad des Ferienparks von Center Parcs im Sommer. Bei einem Zwischenfall im Untergeschoss des Spaßbades vermischten sich Chemikalien und bildeten Chlorgas, das gesamte Zentralgebäude musste evakuiert werden.

Das Gruppenbild der Feuerwehrleute, die bei der Hauptversammlung der Leutkircher Wehr geehrt oder befördert worden sind. (Foto: Patrick Müller)

Nach zehn Jahren übergibt Robert Wünsche (links) die Leitung der Jugendfeuerwehr an Lukas Waldhoff. (Foto: Patrick Müller)

„Mit gezielten Maßnahmen unter Vollschutz mit Chemikalienschutzanzügen konnte das Chlorgas mit Sprühstrahl gebunden und über die Kanalisation abgeleitet werden. Mit der taktischen Vorgehensweise, die Elektroinstallationen und Schaltschränke zu schützen, konnte Center Parcs drei Tage nach dem Zwischenfall das Spaßbad wieder in Betrieb nehmen“, so Waizenegger.

Die mehrstündige Gefahrenlage verlangte dabei insbesondere von den Einsatzkräften in den Chemikalienschutzanzügen psychische und physische Ausdauer. Weswegen diese Einsatzkräfte bei der Hauptversammlung geehrt wurden. „Ohne euren beherzten und kräftezehrenden Einsatz unter den Schutzanzügen wäre diese gefährliche und großflächige Schadenslage nicht zu bewältigen gewesen“, betonte Waizenegger.

Weniger Einsätze als im Vorjahr

Die gesammelte Einsatzbilanz stellte anschließend Schriftführer Alexander Müller vor. Die wichtigsten Eckdaten: Bei den 178 Einsätzen (im Vorjahr 192) handelte es sich bei 51 um Brandeinsätze (Vorjahr 40), bei 87 um Technische Hilfeleistungen (Vorjahr 100) und bei 40 um Fehlalarme (Vorjahr 52). Die Brände entfielen vor allem auf Fahrzeug- und Kleinbrände, bei den Mittel- und Großbränden waren ein Großteil Überlandhilfen, wo andere Feuerwehren aus Leutkirch die Drehleiter oder den Gerätewagen Atemschutz zur Unterstützung angefordert haben.

Die Aufteilung bei den Hilfeleistungen sieht wie folgt aus: 15 Verkehrsunfälle, zwölf Unwettereinsätze (Sturm im April und Juli sowie Hochwasser im August), 17 Einsätze wegen Gefahrgut, 19 Türöffnungen und 23 sonstige Einsätze. Unter diese sonstige Einsätze fallen zum Beispiel Tierrettungen. Unter den 40 Fehlalarmen befand sich im vergangenen Jahr ein mutwilliger.

Die Kräfte der Leutkircher Feuerwehr, die für ihren Einsatz beim Gasaustritt bei Center Parcs geehrt wurden. Der Einsatz unter Vollschutz mit Chemikalienschutzanzügen verlangte von ihnen psychische und physische Ausdauer. (Foto: Patrick Müller)

Freude über die Landes-Ehrungen für die langen Einsatzzeiten (von links): Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle, Michael Otto (Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Ravensburg), Patrick Fritz, Ulf Fässler, Dieter Loleit, Martin Waizenegger und Kreisbrandmeister Oliver Surbeck. (Foto: Patrick Müller)

2022 kamen so insgesamt 327 Einsatzstunden zustande, bei denen 47 Personen gerettet werden konnten. Summiert auf die eingesetzten Kräfte waren es 2326 Stunden. „In gewohnter Form stand der Leutkircher Bevölkerung das ganze Jahr über, rund um die Uhr, in kürzester Zeit die erforderliche Hilfe zur Verfügung“, so Waizenegger.

Für diesen Einsatz gab es in einem Grußwort Lob von Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle. Was Feuerwehr, aber auch Organisationen wie die Johanniter oder das DRK, das mit Vertretern ebenfalls zur Versammlung kam, in den vergangenen Jahren voller Krisen wieder geleistet haben, sei beeindruckend. „Toll, dass wir uns auf die ganze Blaulichtfamilie verlassen dürfen“, so Henle. Auch mit Blick auf die Herausforderungen angesichts der Energiekrise sei es „gut zu wissen“, dass „wir dank so tollen Leuten wie euch gut aufgestellt sind“.

Hohe Professionalität im Ehrenamt

Kreisbrandmeister Oliver Surbeck hob hervor, mit welch hohen Professionalität die Feuerwehr im Ehrenamt die ihr übertragenen hoheitlichen Aufgaben übernimmt. Neben der entsprechenden Ausbildung und Ausstattung gehe das nur durch ein System, in dem auch die Freundschaft und Kameradschaft wachsen. Er ziehe den Hut vor der Leistung, dass etwa bei Einsätzen in Firmen taktisch so gezielt vorgegangen werde, dass diese danach schnell wieder in Gang kommen.

Als „beeindruckend“ bezeichnete auch Leutkirchs Revierleiter Achim Staudenmaier die Leistung der Feuerwehr. Er bezog sich in seinem Grußwort auch auf die Silvesternacht, in der es etwa in Berlin zu Angriffen gegen Rettungskräften kam.

Entspanntes Silvester in Leutkirch

„Zum Glück“, so Staudenmeier, blieben DRK, Feuerwehr und Polizei in Leutkirch solche Bilder erspart. Generell müsse man die Werte in einer Gesellschaft betonen, um so etwas möglichst zu verhindern. Es müsse außerdem jedem klar sein, dass da konkret einzelne Personen angegangen werden, nicht der anonyme Staat.

Ein weiterer Punkt bei der Hauptversammlung war der Bericht zur Jugendfeuerwehr. Wie Robert Wünsche berichtete, sind derzeit 15 Jugendliche aktiv, darunter zwei Mädchen. Für Wünsche selbst war es nach zehn Jahren als Abteilungsjugendwart der letzte Bericht in dieser Funktion: Er übergab am Dienstagabend an seinen Nachfolger Lukas Waldhoff, der in seiner neuen Aufgabe von den Stellvertretern Patrick Fritz und Julian Waizenegger unterstützt wird.

Bericht SZ-online vom 11.01.2022

https://www.schwaebische.de/landkreis/landkreis-ravensburg/leutkirch_artikel,-feuerwehrleute-fuer-kraeftezehrenden-einsatz-bei-center-parcs-geehrt-_arid,11595975.html