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Nach Chemieunfall im Ferienpark Allgäu von Center Parcs - das ist bislang bekannt

Einsatz: 2022/094

Doppeltes Glück im Unglück: Verletzt wurde niemand, und die Chemikalien entwichen nicht nach draußen.

Ein Mitarbeiter habe den Austritt der Chemikalien bemerkt und „toll und schnell reagiert“, berichtet Parkleiterin Andrea Nestle. „In kürzester Zeit“ seien auch die Rettungskräfte vor Ort gewesen. „Sehr schnell und ruhig“ habe auch die Evakuierung der 200 Gäste, die sich im Bad aufhielten, sowie der weiteren etwa 300, die sich im Hauptgebäude befanden, stattgefunden. „Vorbildlich“ sei das alles verlaufen, ist Nestle des Lobes voll.

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Gefahrgutzug im Einsatz

66 Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren aus Leutkirch, Isny und Bad Wurzach waren wenige Minuten nach Alarmierung um 19.25 Uhr im Ferienpark. Diese drei Wehren bilden den Gefahrgutzug Allgäu. Die Aufgaben seien dabei klar verteilt, erklärt Martin Waizenegger, stellvertretender Kommandant der Leutkircher.

„Leutkirch geht unter Vollschutz in das Objekt, Bad Wurzach übernimmt die Dekontaminierung der Einsatzkräfte, Isny misst die Schadstoffbelastung.“ Mehr als ein Dutzend Fahrzeuge waren vor Ort, darunter der Messwagen aus Ravensburg. Unterstützt wurden die Feuerwehrler von der DRK-Bereitschaft aus Leutkirch, die die Einsatzkräfte betreut, dem DRK-Rettungsdienst und zwei Fachberatern Chemie des Landratsamtes sowie dem stellvertretenden Kreisbrandmeister Norbert Fässeler.

Chemikalien abgebunden

Insgesamt 21 Einsatzkräfte mit Vollschutzanzug und Atemschutz seien im Wechsel im Gebäude zugange gewesen, berichtet Waizenegger. Sie konnten, unter anderem, das Leck abdichten und die ausgelaufenen Chemikalien abbinden. Währenddessen gaben die Isnyer Entwarnung dahingehend, dass keine giftigen Dämpfe außerhalb des Kellers nachzuweisen waren. Eine Gefährdung für Menschen im Park bestand daher nicht.

„Als ich das erfahren habe, und wusste, dass niemand verletzt ist, fiel mir kein Stein, sondern ein großer Felsbrocken vom Herzen“, sagt Andrea Nestle. Die Besucher konnten später auch wieder in das Bad zurück, um ihre Habseligkeiten zu holen.

Für die Feuerwehrkameradinnen und -kameraden wurde es eine lange Nacht. Die Isnyer waren beispielsweise erst am Montagmorgen um 5 Uhr wieder zu Hause.

Aquamundo vorerst geschlossen

Das Hauptgebäude konnte wenig später, am Montag zur Frühstückszeit, wieder von den Ferienparkgästen genutzt werden, berichtet Andrea Nestle. Das Aquamundo blieb dagegen für den Besucherverkehr geschlossen. „Wir sind derzeit dabei, die gesamte Technik auf mögliche Schäden zu überprüfen. Ebenso ist der Grund für den Austritt von Chlorgas und Schwefelsäure noch unbekannt. Auch dazu laufen die Untersuchungen“, so die Parkleiterin am Montagmittag.

Bevor das Spaßbad wieder für die Besucher freigegeben werden kann, muss eine sogenannte Freimessung erfolgen. „Da sind wir gerade dabei, dafür eine Fachfirma zu finden“, so Nestle. „Wir hoffen, am Dienstag wieder öffnen zu können, eventuell wird es aber Mitte der Woche. Denn natürlich steht die Sicherheit über allem, auch wenn die Schließung für unsere Gäste unangenehm ist.“

SZ online 11.07.2022 Bild Tobias Schumacher/Text Steffen Lang