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Chemieunfall bei der Isnyer Firma Wittner: Hochgiftige Flüssigkeit lief aus

Einsatz: 2021/030

Die Isnyer Wehr wurde laut Kommandant Markus Güttinger um 14.43 Uhr alarmiert, weil nach einem technischen Defekt, so die erste Beurteilung vor Ort zur Unglücksursache, hochgiftiges Perchlorethylen ausgetreten war. Verletzt wurde niemand.
Ein Tropfen der Chemikalie könne bis zu einer Million Liter Wasser kontaminieren; und zwei bis drei Atemzüge der von ihr ausgehenden Dämpfe würden ausreichen, dass ein Mensch bewusstlos werde. So lautete die Einschätzung seitens der Helfer vom Gefahrgutzug Allgäu. Ihm gehören speziell geschulte Ehrenamtliche aus Isny, Leutkirch und Bad Wurzach an.

Übertritt in den Abwasserkanal verhindern

Nach Sicherung des Produktionsgebäudes galt ihr Einsatz daher vornehmlich dem Bestreben, den Stoff zu binden und einen Übertritt vor allem in den Abwasserkanal zu verhindern. Denn Perchlorethylen könne nicht einmal von Beton zurückgehalten werden, hieß es. Der Einsatz dauerte bei Redaktionssschluss noch an. Beteiligt war auch Rainer Briechle, Fachberater Chemie in der Isnyer Feuerwehr.
Perchlorethylen werde im Unternehmen verwendet, um feinmechanische Metallteile vor einer weiteren galvanischen Behandlung zu reinigen, erläuterte Geschäftsführer Horst Wittner im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Er war umgehend zum Unfallort geeilt. Sein Familienunternehmen, 1895 im Schwarzwald gegründet, ist im Weltmarkt groß geworden mit Metronomen und produziert neben diesen Taktgebern heute Zubehör für Musiker in rund 70 Ländern weltweit. In Isny ist die Firma seit Anfang der 1950er-Jahre ansässig.
Nach dem ersten Alarm bei der Isnyer Wehr und deren Ankunft am Unfallort übernahm Gefahrgutzugleiter Christian Herter kurz vor 15 Uhr federführend für den Gefahrgutzug Allgäu die Einsatzleitung.
Ab diesem Zeitpunkt waren je zwei Einsatzkräfte, insgesamt vier in Ganzkörper-Chemieschutzanzügen und im etwa zehnminütigen Wechsel, damit beschäftigt, die rund 60 Liter des Perchlorethylens zu binden und aus dem Werksgebäude zu schaffen, das laut Informationen vor Ort 19 Mitarbeiter nach dem Chemieunfall hatten verlassen müssen.
Geschäftsführer Wittner und weitere Betriebsmitarbeiter betonten zur Ursache, dass die Chemikalie nur aufgrund eines technischen Defekts ausgetreten sein könne.
Die Reinigungsmaschine für die Metallteile stehe eigentlich sicher in einer Edelstahlwanne, die wiederum noch einmal von außen gesichert sei. Nach ihrem Ermessen könne ein Austreten des Perchlorethylens aus dem Gebäude ausgeschlossen werden.

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